Geschichten aus dem Wienerwald

Premiere: 28.7.2010Wo man singt, da lass dich nieder – sagt der Volksmund. In Horvaths Wiener Wald wird viel gesungen und im Dreivierteltakt geschunkelt. Doch hier wird von einer gedankenlosen, gefährlichen Gemütlichkeit erzählt, einer, die sich in Doppelmoral und Kitsch einrichtet, um vom brutalen Alltag abzulenken:
Zwei Frauen träumen von der Liebe. Naiv die Eine, die Andere wissend, wie Welt und Männer wirklich sind. Trotzdem fallen beide auf den gleichen Tunichtgut herein: den Pferdewetten-Spezialisten Alfred. Man ahnt schon, dass das zu nichts Gutem führen kann. ALfred entscheidet sich für Marianne, die jüngere der beiden Frauen und bricht dadurch gleich mehrere Herzen. Denn Marianne war verlobt mit Oskar, dem Fleischhauer vom Nebenhaus. Nun hat das junge Paar also die Liebe, die es sich erträumte. Und kein Geld. Und bal ein Kind. Fehlt noch was? Eine ganze Menge fehlt noch, bis die Verhältnisse wieder bereinigt sind…
Regie/Raum: Peter Faßhuber
Musik: Favela Gold
Mit: Helga Küpper, Melanie Katja Schneider, Julia Faßhuber, Sigrid Sattler, Christian Elgner, Gerhard Maier, Dirk Küpper, Hans T. Tafner, Gregor Schenker

Pressekritiken zur Premiere:
"…konsequenterweise inszeniert Peter Faßhuber den Klassiker auf und um einem riesigen Biertisch, die holzgewordene und plastikbetuchte Ausgeburt der Gemütlichkeit. In dieser kunstvoll verzerrten Atmosphäre agieren die Schauspieler mit großer Klarheit und Direktheit, machen die Geschichte greifbar und verorten sie im Hier und Jetzt. Ein dichter und überaus stimmiger Abend. Empfehlenswert!" (Christoph Hartner, Kronenzeitung)
"Es war einmal ein Theater. Es zog rot karierte Tischtücher auf und ebensolche Hemden an. Weil wir Österreicher sind gemütliche Leut‘ und raunzen uns bei Würstl und Wein unsere Verlogenheit weg. Aktuell in Oberzeiring, wo Peter Faßhuber zu Tisch bittet und ohne Kniefall vor berühmten Vorbildern eine freche Inszenierung von Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" auf die Brettljause gatscht.
Denn ein Teil des Publikums nimmt Platz an der sieben mal sieben Meter großen Heurigenbühne, die Schauspieler zwängen sich dazu und dazwischen hinein.
Und gemütlich ist bei diesem Volksstück bekanntlich gar nix. Die Mädels wie etwa Julia Faßhuber als Mariann sind nur zum Anschauen süß, der über den brutalen Alltag gepinselte Kitsch pickig wie ein Punschkrapfen.
Faßhuber hat den Text gestrafft und fügt aktuelle Zitate ein, Favela Gold mixt Wienerlieder sphärisch. Das Ensemble ist mit Helga Küpper als Havlitschek und Fräulein Emma, Melanie Katja Schneider (Valerie), Christian Elgner (Fleischer "first class Blutwurscht" Oskar) Gerhard Maier (Alfred), Dirk Küpper, Hans T. Tafner und Sigrid Sattler famos. Eine Gaude, zum Weinen süß" (Bettina Oberrainer, Kleine Zeitung)