von Roddy Doyle
Für Paula Spencer ist mit 39 Jahren das Meiste in ihrem Leben schon gelaufen. Und es ist nicht gut gelaufen. Den geblümten Schlafzimmervorhang, der im Sommerwind über ihrem Kinderbett wehte, hat es nie gegeben, aber die Übergriffe ihres Vaters. In der Schule wird sie knapp über Sonderklassenniveau eingestuft. Zwischen abgestumpften Lehrern und zudringlichen Banknachbarn trainiert sie schmutziges Denken und abgebrühtes Benehmen. Dann gründet sie mit ihrer Jugendliebe Charlo eine Familie. Und immer wieder sitzt sie im Krankenhaus und erklärt ihre Verletzungen damit, dass sie gegen eine Tür gelaufen sei. Nun ist Carlo tot und Paula beginnt zu sprechen. Booker-Preisträger Roddy Doyle erzählt die Geschichte einer alkoholsüchtigen Frau, die allen Widerwärtigkeiten und Demütigungen zum Trotz ihr Leben in die Hand nimmt. Fernab von Sentimentalitäten oder moralischen Zeigefingern veranschaulicht er einen Bewusstwerdungsprozess in harter Bodennähe, der sich zu einer präzisen Milieuschilderung verdichtet. Roddy Doyle (geb.1958) ist einer der meistgefragten irischen Schriftsteller. 1994 schrieb er für die BBC die vierteilige Serie „Family“, aus welcher 1997 die Geschichte von Paula Spencer – „Die Frau, die gegen Türen rannte“ – hervorging. Die Ausstrahlung von „Family“ in Großbritannien und Irland sorgte für einiges Aufsehen und löste eine Debatte über den Umgang mit dem Thema „Häusliche Gewalt“ aus.
Spiel: Melanie Katja Schneider, Produktionsleitung: Julia Faßhuber, Inszenierung: Peter Faßhuber
Pressereaktionen:
„…Melanie Katja Schneider glänzt in der Rolle der Paula Spencer vor allem aus einem Grund: weil sie nicht versucht zu glänzen. Sie hätte die Figur für darstellerische Eitelkeiten am laufenden Band nutzen können. Stattdessen begegnet sie Paula Spencer mit großer Menschlichkeit und Respekt, die diese Figur verdient. Das Resultat ist ein beklemmender, bewegender Theaterabend…“ (C.Hartner, Kronenzeitung, Kultur vom 23.5.2014)
„Ein furioses Solo! In seiner Inszenierung setzt Peter Faßhuber vor einer fast schwarzen Wand nur ein paar Lichteffekte ein, brutal abgehackte Songs dramatisieren. Er lässt Melanie Katja Schneider viel Spielraum. Sie nutzt ihn grandios. Spielt Paula Spencer intensiv, sprudelnd, verletzt, verzweifelt. Dann wieder sinnlich, aggresiv, leidenschaftlich…“ (H.G. Ainerdinger, MZ, 29.5.)