DAS KLEINE ZIMMER AM ENDE DER TREPPE

von Carole Frèchette„Breite deine Flügel aus, Liebste. Nimm dir so viel Raum wie du willst.“

Wozu braucht man zehn Gästezimmer, wenn sie nicht belegt sind? Das will das moderne Aschenputtel Grâce von seinem wohlhabenden Mann Henri wissen. Sie seien einfach da, antwortet der, wie die ungenutzten Zellen im Gehirn. Damit die Gedanken kreisen können. Tatsächlich fühlt sich Grâce in ihrem neuen, schicken Zuhause zeitweise verloren wie in den Windungen eines überlebensgroßen Gehirns.
Fréchette legt mit dem spannungsvollen Stück, das 2009 mit dem „Grand Prix de littérature dramatique“ ausgezeichnet wurde, eine moderne, psychologisch angelegte Version des Blaubart-Mythos vor. Virtuos spielt sie mit Phantasie und Wirklichkeit. Sie montiert reale Gespräche neben jene Dialoge, die nur in Grâces Kopf stattfinden und so entsteht ein faszinierendes psychologisches Spiel zwischen Mythos und moderner Ehekrise, das die freien Räume in Haus und Hirn mit einigem Personal bevölkert.
Spiel: Petra Stock, Julia Faßhuber, Melanie Katja Schneider, Ute Veronika Olschnegger, Hans T. Tafner;  Rechte: Felix Bloch Erben Berlin; Inszenierung: Peter Faßhuber
Pressereaktionen:
„Viel Applaus für einen abgründig-rätzelhaften Auflug ins Hinterzimmer unserer Gedankenwelt. Julia Faßhuber spielt als „Grace“ eine feine Mischung aus unerträglicher Neugier, Angst und Panik. Hans T. Tafner ist grandios als träumerisch verliebter Lebenmann. Diabolisch mit unglaublicher Präsenz Ute Veronika Olschnegger als Dienstmädchen „Jenny“. Petra Stock gibt eine Top-Performace als Mutter und Melanie Katja Schneider zeichnet gekonnt „Anne“, Grace`s ältere Schwester…“ (H.G. Ainerdinger, MZ, 31.7.2014)
„Das kleine Zimmer am Ende der Treppe. Die Krise des Individuums in der institualisierten Zweisamkeit als Psycho-Thriller. Regisseur Faßhuber hat den Stoff auf 80 nervenaufreibende und fesselnde Minuten verdichtet und stellt seine DarstellerInnen auf eine Rampe – ein ähnlich unsicheres Gelände, wie die Ehe selbst. Darstellerisch steht Julia Faßhuber im Zentrum dieser Inszenierung. Ihre Grace ist eine kühle Schönheit, die leise und unaffektiert zwischen Mut und Hysterie, Unabhängigkeit und Unterordnung oszilliert…“ (C. Hartner, Kronenzeitung, Kultur, 25.7.2014)
„…erzählt wird die Lebensskizze der junge nGrace. Verheiratet mit Henri, residierend in dessen luxuriösem Schloss. Faßhuber inszeniert ruhig. Der Thrill entsteht durch die nicht sichtbaren Dinge, durch Bewegungen und Geräusche, durch Farbe und Melodie der Sprache. Vielleicht ist es vor allem ein Schalter, der Licht in die Abgründe der menschlichen Seele bringen sollte. In das rosa gefärbte Gefühlsleben einfach gestrickter Geister und großkotziger Tagträumer…“ (B. Oberrainer, Kleinezeitung, 25.7.2014)